E-Gitarre im Blogreport

Vom Sinnbild für Freiheit bis hin zum plumpen Phallus-Symbol haben E-Gitarren seit ihrer Entstehung in den 1920ern beinahe jegliche Bedeutung zugeschrieben bekommen, die denkbar ist. Die Möglichkeiten der Interpretation, was das Musikinstrument alles leistet scheinen schier unbegrenzt, dabei lässt sich der Gitarre durchaus ein Begrenzungsproblem attestieren, dass in der eingeschränkten Funktionalität begründet liegt. Mit böser Zunge gesprochen, ließe sich behaupten eine Gitarre sei lediglich ein Brett mit Saiten. Unter diesem Gesichtspunkt scheinen gerade die technischen Möglichkeiten des 6-Saiters durchaus zu stagnieren. Selbst bei E-Gitarren sind die Spielräume eines Tonabnehmers und Vibrato-Hebels hinlänglich bekannt, sodass wahre Neuerungen meist durch die Virtuosität des spielenden Gitarristen oder eben durch den geschickten Einsatz von Effekten entstehen.

Die E-Gitarre im intellektuellen Diskurs

Dabei ist vor allem die Deutung der E-Gitarre als verlängerte Männlichkeit besonders beliebt und nicht selten wird ihre Rolle allein auf den Aspekt der phallischen Symbolträchtigkeit reduziert. Die nie enden wollenden Soli von Poser-Gitarristen wie Jimmy Page, Keith Richards oder auch Pete Townsend kann, wenn man so möchte, durchaus als Metapher für männliches Imponiergehabe verstehen. Der Akt des ekstatischen Solo-Spiels selbst als hingebungsvolle Symbiose zwischen Gefühl und Technik. Praktisch der Verschmelzung zweier Welten, die unterschiedlicher und in ihrem Wesen kaum fremder sein könnten. Derlei Interpretationen mögen dem Common Sense der intellektuellen Musik-Rezeption entsprechen, jedoch gehen sie deutlich an dem vorbei, für das die E-Gitarre jahrelang stand: technische Innovation, die neue kreative Möglichkeiten des Musizierens ermöglichte. Aktuell haben Midi-Controller und diverse Programme zum Aufnehmen, Bearbeiten und Live Performen von eigener Musik den Status der musikalischen Neuerung übernommen und lassen die Gitarre etwas alt aussehen.

Technik trifft Virtuosität

Klangakrobaten, wie Radioheads Lead-Gitarrist Johnny Greenwood, Grunge-Legende Kurt Cobain oder Muse-Frontmann Matthew Bellamy haben scheinbar herausgefunden, wie es funktionieren kann aus dem Auslaufmodell Gitarre mehr herauszuholen als nur die Abfolge von ein paar Tönen. Gerade Bellamy gilt als musikalischer Tausendsacher, dessen Melodieideen für einen Song seiner Band Muse für mehrere Alben mancher Pop-Combo ausreichen würden. Hinzu kommen die geringen Berührungsängste, wenn es darum geht die klassische Gitarre mit technischen Standards, wie etwa einem Midi-Interface zu kombinieren. So designt er zusammen mit Gitarrenbauer Hugh Manson E-Gitarren, die mit vielerlei technischen Gimmicks, wie etwa eingebautem Verzerrer, Phaser, Midi-Controller oder bewegliches Pickguard ausgestattet sind.

Gibson setzt auf die Zukunft

Neben Fender ist die Firma Gibson beinahe zu einem Synonym für E-Gitarren geworden. Wer jedoch eher ein Einstiegsmodell sucht, muss sich nicht gleich an den ganz großen Namen versuchen. Günstige Nachbauten von Gitarren, beispielsweise von Fenders Tochtergesellschaft Squire oder auch Chord, sind für Anfänger und Laien bestens geeignet, um erste Schritte auf dem Griffbrett zu unternehmen. Doch gerade, wenn schon etwas mehr Erfahrung vorhanden ist, sollten spätestens 6-Saiter der beiden großen der Branche ausgetestet werden. Während Fender sich vornehmlich auf die Vermarktung traditioneller Modelle konzentriert, geht Gibson jedoch neue Wege. Die Firebird X könnte direkt aus der Produktion Bellamy/Manson stammen. Sie verfügt neben drei Mini-Humbucker-Tonabnehmern noch über einen speziellen Hex-Pickup, der jede Saite einzeln abnimmt. Robo Tuner sorgen für eine automatische Stimmung per Knopfdruck. Ein austauschbares Elektronik-Modul, das auf Basis eines Freescale Multiprozessor-Chips fußt, sorgt dafür dass Effekte wie Verzerrung, Equalizer, Kompressor und Hall bereits in der E-Gitarre integriert sind. Weitere Effekte können über einen App-Store heruntergeladen werden und außerdem unterstützt die Firebird X Bluetooth, was eine kabellose Regulierung von Lautstärke und Effekten via Bodenpedal simpel und einfach macht. Die E-Gitarre scheint also nicht zu stagnieren, sondern sich lediglich eine kleine Auszeit gegönnt zu haben, nachdem sie jahrzehntelang Musikgeschichte schrieb.

Günstige Nachbauten von Gitarren, beispielsweise von Fenders Tochtergesellschaft Squire oder auch Chord, sind für Anfänger und Laien bestens geeignet